Schefflenzer Ultra 2012Schaulaufen mit dem Herrn SchauläuferManche Läufe sind einfach so klasse und machen so viel Spaß! So einen haben wir hier. In einer großen Runde werden (lt. Herstellerangaben) 50 km mit 900 Höhenmetern gelaufen, wer will, kann noch eine zweite Runde dranhängen. Ich will nicht. Birgit, Norbert und Kläusle wollen auch nicht. Dafür will Klaus aber am Anfang mit mir laufen, und das erweist sich für uns beide als ziemlich unterhaltsam ((nein Philipp, nein Volker, man kann auch mal eine Steilvorlage auslassen)).Am Start um 8 Uhr: Marathon, 50er und Walker. Die 100er sind schon seit 6 Uhr weg, wir sehen nachher im Ziel nur die beiden Ersten.Ich will mich nicht anstrengen sondern ein Tempo laufen, das Ressourcen schont, alles andere wäre 7 Tage vor Biel Selbstmord. Außerdem möchte ich sehen, was mein Fuß zu 50 Kilometern sagt, und ob ich Biel überhaupt laufen kann. Dass Klaus, der ja wirklich beträchtlich schneller ist als ich, sich auf mein Tempo so anpassen kann, ist schon erstaunlich. Wüsste ich es nicht besser, müsste ich denken er läuft so wie ich. Das passt also, und die ungeplante Teambildung erweist sich als vorteilhaft, denn der Lauf ist einfach ein sehr schöner, jedoch wenig spektakulärer Landschaftslauf. Es gibt aber wahnsinnig viel Landschaft rund um Allfeld, das ist schon Naherholungsgebiet pur.Die Natur und die Ruhe sind toll, und man könnte hier auch gut auf Sieg und die letzte Minute laufen, aber im Trainingstempo könnte es allein vielleicht auch ein bißchen eintönig werden. Insgesamt ist es eine absolut schöne Abwechslung zu den vielen überlaufenen Läufen, auch wenn jede Variante ihre Berechtigung hat. Ich genieße es, einfach im lockeren Tempo dahinzutraben und mich nicht hetzen zu lassen. Puls? Hab ich keinen. Auch die anderen Läufer sind recht entspannt drauf, wir treffen immer wieder dieselben und jeder schwätzt mit jedem. Immer weiter nach hinten rutschen wir im Feld, so what, das ist alles cool und easy hier.Witzig ist, dass es eigentlich die ganze Zeit entweder rauf oder runter geht, auf Wirtschaftswegen, Waldwegen, durch ein paar Dörfer hindurch, über Felder, in den Wald hinein und hinaus… undsoweiter. Ich könnte nicht mehr sagen, was nun wo war… Macht aber nix. Es ist einfach schee. Soo schee… Es ist warm und teilweise sehr schwül, aber die Sonne knallt nicht so gnadenlos herein. Letztes Jahr muss es hier unbarmherzig heiß gewesen sein.Viele Details verdienen eine eigene Berichterstattung. Schon Monate vor dem Lauf hat Gerhard Eisner seine Teilnehmer angemailt und die Verpflegungswünsche abgefragt. Zuerst dachte ich das sei ein Scherz, weil Gerhard ja zu der Gruppe gehörte, die mich unterzuckert, entkräftet und grün im Gesicht beim APUT 50 Meter vor dem letzten Gipfel aufgelesen hat. Und mein APUT-Bericht hat mir ja einen gewissen Ruf weit über die Landesgrenzen hinaus eingebracht, nämlich den, dass ich total verfressen bin. Was natürlich überhaupt nicht stimmt, ist klar. Weiß jeder, der mich kennt.Jedenfalls, um nicht zugunsten der Selbstbeweihräucherung vom Thema abzukommen, die VPs beim Schefflenzer Ultra sind der Knaller, vor allem für so einen kleinen Lauf. Die Garmin-Auswertung sagt, dass wir insgesamt über eine halbe Stunde Standzeiten hatten. Erstmal sind die Helfer super nett und überall gut drauf, da muss man einfach ein Schwätzle halten. Und die stehen hier immerhin schon seit 6 Uhr morgens und noch so lange, bis auch der langsamste 100er durch gekommen ist. Es gibt immer mindestens 3 Sorten Getränke: Wasser, Tee, Cola, Karamalz, BIER und ISO. An jeder Station gibt es Salzgebäck und Salz aus dem Streuer, es gibt Äpfel, Bananen, Melonen… Schokolade, Kekse, Riegel, Hefezopf, selbstgebackenen Kuchen…An der letzten Station gibt es Mozartkugeln, aber genau wie das Leberwurschtbrot bei km 19 muss ich die auslassen. Klaus packt eine für die Prinzessin ein, die freut sich. Irgendwo gibt es Gürkchen, woanders Mini-Bifis und Studentenfutter und überhaupt viele nette Dinge, und jede Station sieht anders aus. Sogar Toilettenpapier gibt es auf Anfrage. Mit Blümchen und Duft Am meisten haben wir gelacht, als wir zur Station bei 19 km kommen: Jetzt erst sehen wir, dass wir einen Kreis ausgelaufen sind, und dass die Station bei km 12 etwa 50 Meter weiter um die Ecke steht. Sehr lustig, aber logistisch bestimmt sinnvoll, damit niemand aus Versehen falsch läuft. Gleichzeitig erfolgt an jeder Station eine Durchlaufkontrolle, es wird festgehalten, wer wann wo war. Man rechnet hier wahrscheinlich aber eher mit Schau- und Irrläufern als mit Abkürzern.Ach ja, die Prinzessin: Die darf ich im Start-Ziel-Bereich abgeben und sie wird gut betreut. Das hab ich natürlich vorher abgeklärt, aber selbstverständlich ist es trotzdem nicht, ein Ultralauf ist ja kein Kindergarten. Das Areal an der neuen Sporthalle ist übersichtlich und wird nicht von lauffernen Elementen besucht, die würden dort sofort auffallen. Langweilig ist es ihr nach eigener Aussage keine Minute. Dafür auch noch einmal recht herzlichen Dank!Zuschauer gibt es eigentlich keine, aber das ist egal. Auch Streckenposten gibt es, das fällt mir jetzt erst auf, gar keine. Die Wegmarkierung ist exzellent. Jede noch so kleine Abzweigung ist mit Sägemehl abgestreut, überall hängt Crime-Scene-Flatterband, rote Pfeile an Holzpflöcken weisen die Richtung. Die sind auch noch mit “Ultra” beschriftet und Bernhard Köbele erklärt bei der Einweisung, dass man den Pfeilen nur in die Richtung folgen soll, in der man die Schrift lesen kann. So wird dem Umsteck-Vandalismus vorgebeugt, auch wenn ich das System nicht gleich kapiere. Zusätzliche blaue Pfeile auf dem Boden erklären jeden Abzweig.Läuft man an einer Kreuzung falsch, so erwartet einen kurz darauf ein weiteres Schild “Stopp, Läufer zurück”. Also DAS hab ich ja nun wirklich noch nirgends gesehen. Kilometermarkierungen gibt es in 5er-Schritten. Ehrlich, hier können nicht mal Klaus und ich uns verlaufen, beim besten Willen nicht.Mehrfach geht es durch kleine Ortschaften, hier ist auf den Straßenverkehr zu achten und Hauptstraßen sind ohne Absperrung und Helfer zu queren. Da durch diese Örtchen aber vielleicht 100 Autos pro Tag fahren, ist das nicht wirklich ein Thema. Die Anwohner interessieren wir nicht wirklich und wenn, dann sind die Reaktionen positiv. Bei km 35 biegen wir von der Marathonstrecke ab und laufen eine zusätzliche Schleife. Bis wir wieder auf der Marathonstrecke zurück sind, sind Michi und Konsorten längst im Ziel. Thomas überholen wir alle 10 Minuten, vice versa.Klaus und ich laufen unser Kaffeekränzchen-Schwätztempo und erzählen uns Schwänke aus unserem Leben, da ists halt von Vorteil wenn man sich noch nicht so lange kennt . Die wesentlichen Anstiege gehen wir gleich mal, und so ist die ganze Angelegenheit echt unaufgeregt und vergleichsweise wenig anstrengend. 50 Kilometer sind aber doch 50 Kilometer und müssen gelaufen werden. Mein Fuß meldet sich recht schnell, aber hinter km 20 wird der Schmerz nicht mehr schlimmer. Im Geiste fixiere ich meine Selbstdiagnose und hoffe, dass ich den Fuß nächste Woche mal bei Tina vorbeibringen kann. Biel werde ich wohl starten können und der Lauf wird die Angelegenheit nicht verschlimmern, da bin ich relativ sicher. Wie sehr der Auftrittschmerz allerdings die Moral hinter km 60 schwächen wird, da mag ich heut wirklich nicht dran denken. Ist ja jetzt auch nicht so interessant.In 6:03 erreichen wir das Ziel. Hier gibt es noch ein kleines Goodie, das ich aber einfach riesig finde: Jeder Läufer wird mit einem eigenen Siegerbanner empfangen, durch das er laufen darf. Mit Namen bedruckt und als Laufsouvenir einfach unschlagbar. Auch das hab ich noch nie gesehen. Auf die Fotos freue ich mich schon Die Prinzessin und noch ein Mädchen sind voll im Einsatz.Die Zielverpflegung ist ebenfalls vorbildlich und die netten Damen der Firma Fit Line geben bunte Getränke zur Regeneration aus. Hier sitzt es sich gut. Mehr kann ich eh nicht tun, denn Norbert und sein Autoschlüssel sind bei Birgit geblieben und sie sind noch eine Weile auf der Strecke. Macht aber nix. Norbert muss natürlich mal wieder fahren, und wir dürfen uns hinten lang machen.Unterm Strich ist der Schefflenzer Ultra ein klasse Lauf für Menschen, die genau solche Läufe mögen. Hier steht das entspannte Laufen im Vordergrund, und wer sich die Kanne geben möchte findet auch dafür alle Bedingungen. Die Streckenführung ist toll gewählt, es gibt keine hässlichen Passagen. Entweder gibt es dort einfach nur so viel schöne Landschaft, oder aber die weniger schönen Abschnitte wurden gekonnt eliminiert. Auch wer hier den 100er laufen möchte, findet ideale Bedingungen und eine perfekte Infrastruktur. Die Ausstiegsstelle bei Halbzeit ist natürlich mental mörderisch.Die 30 EUR Startgebühr für den 50er sind knapp bemessen und können bei 150 – 200 Teilnehmern (alle 3 Strecken) keinesfalls die Kosten decken. Da steckt eine ganze Menge Herzblut drin, ich möcht gar nicht wissen wie viel organisatorischer Aufwand und Überredungskünste, ebenso wie Perfektion und Erfahrung. Schaut Euch nur mal die Sponsorenliste an. “Von Läufern für Läufer” wird hier zwar nicht wie so oft thematisiert, ist aber auf jedem Kilometer zu spüren. Danke dafür, ehrlich wahr Hier werde ich sehr sehr sehr gern wieder kommen.http://laeuferherzen.wordpress.com/2012/06/02/auf-nach-schefflenz/Kati Schramm