Schefflenzer Ultra 2012
Hier im Süden werden nun immer mehr Ultraläufe ins Leben gerufen. Der Schefflenzer Ultra ist einer
davon, die Premiere war letztes Jahr. Richtig schön soll’s damals gewesen sein, d.h. das wäre also
dieses Jahr doch auch mal was für mich! Doch bei der Online-Anmeldung bin ich erst mal über den Begriff
„Privater Einladungslauf“ gestolpert. Mit meiner Online-Anmeldung für den Hunderter hatte ich mich
daraufhin einfach mal selbst eingeladen. Schaun’mer mal, was passiert. Schließlich kann man ja
miteinander schwätze, falls doch etwas sein sollte. Doch schon bald kam die Bestätigung: ich darf in
Billigheim mitlaufen! Passend zur Ortschaft war die Startgebühr übrigens äußerst moderat! Zum Lauf
selbst, der Hunderter bestand aus zwei Runden à 50 km, wobei jeweils über 900 Höhenmeter zu
bewältigen waren. Sehr gut bestückte Verpflegungsstände gab’s reichlich. Ebenso wurde eine sehr gute
Beschilderung und vor allem sehr gute Betreuung in Aussicht gestellt, so dass schnell klar wurde: wenn
das nix wird in Billigheim, am Veranstalter liegt’s garantiert nicht!
Da der Start bereits um 6:00 Uhr angesetzt war, bin ich schon am Vorabend bewaffnet mit Schlafsack und
Isomatte angereist. Leider mit etwas Verspätung, da ich zu Hause noch die Folgen eines
Sahnetortensupergaus ausbügeln musste. Wer schon mal versucht hat, Sahne bei schwülem Wetter zu
schlagen, weiß, was ich meine. Doch was will man machen, wenn die lieben „Kleinen“ im Sommer
Geburtstag haben? Kurzum: ich hatte ein Großkampf-Wochenende vor mir, Motto: Kräfte sammeln beim
100er für den 18. Geburtstag meines Sohnes! ;-)) Umso mehr freute ich mich auf die Vorabendpasta und
dem Wiedersehen mit strider, einem weiteren Geburtstagskind an diesem Wochenende! Nach erfolgtem
Abschluss-Chillen in lustiger Runde und einem aktiven Einsatz für die Nachtruhe im
Gemeinschaftsquartier ging’s zum Frühstück, wo ein Läufer mit Trans-Gaule-Tattoo augenzwinkernd
meinte, dass ich einige (ihn eingeschlossen) letzte Nacht ganz schön zusammengeschissen hätte!
Tjaaaa…. Manchmal muss man auch mal kräftig aufräumen! Wenn jeder so viel und lange reden würde…
***hüstel*** ;-))
Das Starterfeld war sehr klein, doch hier versammelten sich die ganz Verrückten, sei es routinierte 24-h-
Läufer, besagter Trans-Gaule-Finisher (das Tattoo hat er sich wahrhaftig verdient!) oder ianbanks, der
sich schnell mal um seine Frisur sorgt, wenn’s regnet! Ianbanks wollte sich an einem 50er, evtl. auch 60
km versuchen, so dass der Spaßfaktor für die erste Runde schon mal gesichert war. Strider und ich
stellten kichernd fest, dass wir dieses Mal sogar hervorragende Chancen auf einen Treppchenplatz
hatten, da wir beide die einzigen Frauen im Starterfeld waren. Nach einer kurzen Begrüßungsrede von
Bernhard ging’s auch schon los. Schnell zog sich das Läuferfeld auseinander, bzw. die ganz Flotten
waren bald auf Nimmerwiedersehen über alle Berge verschwunden! Gerade jetzt in der Früh war es
klasse, in dieser ruhigen landschaftlichen Idylle zu laufen! Noch schliefen die Rasenmäherterroristen,
denn schließlich war Samstag, also der typische „Schafftag“ im Ländle! Zwar war es leicht schwül, aber
ansonsten waren die Temperaturen angenehm. Genießen, solange es geht, war daher die Devise. An
den Verpflegungsständen genossen wir eine exzellente Betreuung. Die Helfer waren durchweg sehr nett,
so dass man sehr gerne noch so manches Schwätzle gehalten hatte! Jaja, ich weiß, es ist ein Wettkampf,
aber auch das ist Ultra! Schließlich geht es hierbei weniger um irgendwelche Titel oder Fabelzeiten,
sondern um das Gemeinschaftserlebnis, den Zusammenhalt, wenn einer einen Tiefpunkt hat und das
gesunde Ankommen! Ebenso darum, sich an der Schönheit der Natur und der Landschaft zu erfreuen und
die Freiheit beim Laufen zu spüren, wenn man sich über längere Distanzen bewegt. Wenn sich später
beim Duschen das hoffentlich warme Wasser über einen ergießt und man eine Nachlaufwurst später mit
dem Bewusstsein, heute etwas ganz Besonderes geschafft zu haben, erschöpft und geplättet auch vor
lauter neuen Eindrücken ins Bett fällt, ist das ein irres Gefühl! Eben Ultra!
Aber Momeeeent! Noch waren wir noch lange nicht fertig! Immer wieder rief ich mir meine 3 Mantras
"Essen!", "Essen!" und "Essen!!!" ins Gedächtnis. Nicht, dass es mir wieder so wie am Rennsteig geht!
Wieder kamen wir an einem Verpflegungsstand vorbei, wo man mir sagte, ich sei die erste Frau! Haha,
der war gut! Akribisch wurde jeder Neuankömmling auf einer Liste abgehakt, um eine evtl. spätere Suche
zu erleichtern. Dass es soweit kommen könnte, brauchte man jedoch nicht zu befürchten, denn die
Strecken waren idiotensicher ausgeschildert! Potentielle falsche Wege waren mit roten Schildern mit der
Aufschrift: „Läufer zurück!“ gekennzeichnet. Das Ganze wurde noch mit rückwärtigen Pfeilen auf den
Wegen untermauert, so dass nicht mal ich mich da verlaufen konnte!
Allmählich kam Leben in die Orte. Die ersten Schläfer hatten ihre Rasenmäher hervorgeholt und von den
Balkonen und Terrassen kamen immer wieder Anfeuerungsrufe herüber, vor allem wenn mal wieder ein
ganz fieser Anstieg bevorstand! Nach 6:20 h war die erste Runde geschafft. Das Streckenprofil war gar
nicht mal sooo schlimm! Wenn das so weitergeht, gibt das 'ne super Zeit! Da wir so schön an meinem
Auto vorbei kamen, nutzte ich die Gelegenheit für einen Schuhwechsel, was sich auch im Nachhinein als
richtig erwiesen hatte. Bei km 57 gab's wieder Verpflegung und zu meiner Erleichterung auch
Tempotaschentücher. Man bot mir sogar an, das Klo im nahegelegenen Haus der Helfer zu benutzen,
was mich ob meiner unpassenden zeitraubenden Sitzung wieder besänftigte. Ianbanks hat sich
inzwischen verabschiedet, so dass ich nun auf mich allein gestellt war. Jetzt wurde es richtig warm und
die Sonne bratzelte auf's Hirn, so dass sich meine obige Aussage bezüglich des Streckenprofils als sehr
kühn erwiesen hatte! Dass ich zusätzlich noch einen Rucksack mit Trinkblase sowie Traubenzucker dabei
hatte, hatte sich voll ausgezahlt. Auch ein Autohaus stellte einen Verpflegungsstand zur Verfügung.
Ebenso stand etwa bei km 70 (20) ein Auto bereit mit der Aufschrift „Jetzt probefahren!“. Während man in
der 1. Runde noch darüber geschmunzelt hatte, wäre man jetzt auf dieses unmoralische Angebot fast
schon gerne zurückgekommen! Doch das Nein sagen fiel erstaunlich leicht! Dazu machte der Lauf viel zu
großen Spaß! Zwischendurch musste ich mal wieder hinlänglich ins Gebüsch, bevor ich die nächste
Verpflegungssoase ansteuern konnte. Eine Station weiter bekam ich erst mal 'ne kräftige Dusche über
dem Kopf verpasst, um den Mörderanstieg bei km 85 mit kühlem Kopf angehen zu können. Inzwischen
war ich über Strider's Ausstieg informiert, d.h. nun geisterte ich als einzige Frau da draußen herum!
Weiterhin hieß es, die Kräfte gut einzuteilen, denn wann hat Frau schon mal die Chance, die
Frauenwertung eines Ultras zu gewinnen? Finishen war also Pflicht! Doch erst mal ging's bei km 100 (!!)
nochmals deftig bergauf. Ein Schluss-Sprint auf der Zielgeraden und ich war nach 13:48 h drin (14.
Gesamtplatz)! Ich hab gesiegt! ***indenOhnmachtfall*** ;-))
Fazit:
Der Schefflenzerlauf ist ein Lauf von Läufer für Läufer! Trotz Professionalität (sogar ein Hubschrauber war
eingeplant, für den Fall, dass doch jemand verloren gehen sollte!) total liebevoll organisiert, kurzum, hier
fehlte es an nix! Die Sporthalle, also das Gemeinschaftsquartier ist nagelneu, was auch zu
uneinschränkten Duschfreuden geführt hatte. Das einzige, was anzukreiden wäre ist, dass dieser Lauf
schon wieder vorbei ist! Allerdings: für nächstes Jahr haben sie mich jetzt schon eingeladen – für den 100
Miler! ***knieschlotter*** Die anderen Distanzen gibt’s nämlich erst wieder 2014! ;-))
http://www.jogmap.de/civic4/?q=node/270768
Annette Reim